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Capitol Reef Nationalpark, Utah




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Im Vordergrund durch die Brandung gerippter und später verfestigter Meeressand;
im Hintergrund 'The Castle'.

Auf dem 2000 m hohen wüstenhaften Colorado- Plateau im mittleren Süden des Bundesstaates Utah liegt der 120 km lange, schmale Landstreifen des Capitol Reef Nationalparks. Der Park umfaßt die Waterpocket Fold, eine einzelne, 100 km lange Gebirgsfalte. In die Faltung einbezogen waren rund ein Dutzend bis zu 100 m mächtige Sandsteinschichten. Die Schichten zerbarsten auf dem Faltenkamm und Jahrmillionen der Verwitterung haben die Stirnseite der Schichten freigelegt und zum heutigen Aussehen abgetragen. Ansatzweise ragen sie heute in einem Neigungswinkel von 10 bis 40 Grad aus dem Boden. Aufgrund unterschiedlicher Gesteinshärte und -zusammensetzung entstanden form- und farbenreiche Erosionsgebilde wie Steinbrücken, Steinbögen, Türme, balancierende Felsblöcke, Dome und Canyons in den Farbtönen von Rot über Braun bis Blaßgelb. Einige Flüsse haben sich während des Hebungs- und Faltungsvorganges quer durch den Gebirgszug hindurchgearbeitet und tiefe, mehrere Kilometer lange Schluchten (Klusen) geschaffen. Kurze Wanderrouten führen durch derartige Klusen. Eine Reihe weiterer Wanderwege führt zu Steinbögen, in Canyons und zu Aussichtspunkten.

Geschichte

Zwischen 800 und 1300 n.Ch. lebten steinzeitliche Jäger und Sammler am Fremont River und an anderen Wasserläufen in und um den Capitol Reef Nationalpark. Sie bebauten die Flußufer mit Mais, Kürbis und Bohnen und hinterließen der Nachwelt einige Felszeichnungen, Restmauern von Kornspeichern und Steinwerkzeug. Ab dem 17. Jahrhundert überwinterten Paiute im heutigen Gebiet des Capitol Reef Nationalparks. Auch sie hinterließen Felszeichnungen.
Die Besiedlung durch Weiße erfolgte um 1880 durch Mormonenfamilien, die den unwirtlichen Bedingungen zum Trotz Obstbäume pflanzten, Getreide anbauten und Rinder von Weideplatz zu Weideplatz trieben, über Wege und durch Schluchten, die noch heute benutzt werden. An diese Siedler Das Old Fruita-Schulhaus und die Obstgärten in der Umgebung des Besucherzentrums stammen aus jener Zeit. Um 1904 und erneut Ende der vierziger Jahre überschwemmten Uransucher das Gebiet des Capitol Reef Nationalparks. Zahllose kleine Minen und ein Wirrwarr an ebenso vielen Straßen, die man heute größtenteils überwachsen läßt, sind Zeugen jener geschäftigen Zeit.
Ein Teil des heutigen Gebietes des Capitol Reef Nationalparks wurde 1937 zum National Monument und 1971 im heutigen Umfang zum Nationalpark erklärt. Ende der 60er Jahre haben die letzten Abkömmlinge der ersten weißen Siedler die Gegend des Capitol Reef Nationalparks verlassen.

Geologie

Der 'balancierende' Felsblock beim
Westeingang des Capito Reef Nationalparkes

In der langen Zeitspanne vor 300 Mio bis vor etwa 100 Mio Jahren lösten sich im heutigen Gebiet des Capitol Reef Nationalparks Meere, Gezeitenstrände, Seen, Sümpfe, Sandwüsten und weite Ebenen mit mäandrierenden Flüssen ab. Dabei wurden riesige Mengen Sand, Schlamm, Kies und Kalk abgelagert, die unter dem Druck immer neuer Ablagerungen von unten her zu Stein verfestigt wurden und schließlich eine über 2000 m mächtige Ablagerungsdecke bildeten. Vor 65 Mio Jahren begann sich diese Sedimentdecke im Zuge plattentektonischer Vorgänge langsam zu heben und zu falten. Es entstand eine einzige, über 100 km lange Gebirgsfalte, die am Scheitel aufbrach. Der Faltungs- und der vor rund 17 Mio Jahren einsetzende Hebungsprozeß, in dessen Verlauf das ganze Gebiet allmählich um über 2000 m angehoben wurde, war von unter- und überirdischem Vulkanismus begleitet. Flüssiges Magma drang durch Bruchstellen in die Ablagerungsdecke vor und erstarrte. Jahrmillionen der Verwitterung legten diese Ganggesteine teilweise frei. Die Faltung und Hebung und die dadurch entstandenen Brüche in den Ablagerungsschichten beschleunigten die Erosion in diesen Bereichen. Heute ragen die gefalteten Sedimentschichten ansatzweise aus dem Boden und bilden den eigenartigen, Capitol Reef genannten Gebirgszug.
Die Bezeichnung 'Waterpocket Fold' (Wassersackfalte), wie das Capitol Reef auch genannt wird, ist auf die vielen natürlichen Wasserbecken im Sandstein zurückzuführen. Die Becken sind wie die Steinbrücken, -bögen, balancierenden Felsblöcke u.ä. eine Verwitterungserscheinug: Leicht kohlensaures Regenwasser hat das Bindemittel, welches die Sandkörner zusammenhält und dem Gestein Farbe verleiht, aufgelöst und der Wind die losen Körner davongetragen.

Tierwelt

Die Säugetiere des Capitol Reef Nationalparks halten sich tagsüber mit Vorliebe an schattigen Orten oder in Höhlen auf. Verbreitet sind Maultierhirsche, Füchse, Ringtail, Hasen, Biber, Erdhörnchen und mehrere Fledermausarten. Die Flußufer bevölkern verschiedene Kleinvogelarten. Am häufigsten zu beobachten sind Waldsänger, Zaunkönige und Schwalben. Seltener sind Pirole, Hakengimpel (grosbeak) und Bergbläulinge (bluebird) anzutreffen. In hohen Felsen nisten einige wenige Steinadlerpaare. Echsen und Schlangen sind verhältnismäßig gut vertreten. Trotzdem begegnet man ihnen selten.

Pflanzenwelt

Der Capitol Reef Nationalpark liegt in der oberen Sonora-Wüste. In mittleren Lagen lockern einzelne gedrungene Mexikanische Steinkiefern und verkrüppelte Utah-Wacholder sowie Yuccas und Kakteen die Sandsteinwüste auf. Die Flußufer, insbesondere die Ufer des Fremont River, säumen hochgewachsene Baumwollpappeln, Eschen sowie verschiedene Gebüsche und Sträucher. In der Umgebung des Besucherzentrums und im Campingplatz stehen noch immer die alten, fruchtreichen Obstbäume der Mormonensiedler. Im Frühjahr erblühen in der Wüste, vorausgesetzt es fällt im Winter genügend Regen, zahllose Wildblumen. Auch die vielen verschiedenen, zumeist kleinen Kakteenarten und die Yuccas blühen in dieser Jahreszeit.

Aktivitäten

WANDERN Die angenehmste Zeit für Wanderungen im Capitol Reef Nationalpark sind Frühjahr und Herbst (Ende April-Anfang Juni; September+ Oktober). Im Sommer ist es zum Wandern zu heiß, im Winter zu kalt. An der SR 24 und dem unbefestigten 'Scenic Drive' beginnen kurze Wanderwege, die zu Steinbrücken, Steinbögen, in Schluchten und zu Aussichtspunkten führen. Für ausgedehnte Wanderungen eignen sich am besten der südliche und der nördliche Teil des Capitol Reef Nationalparks, die beide nur mit geländegängigen Fahrzeugen erreichbar sind. Trinkwasser muß in beide Teile mitgenommen werden.

Kalk- und Sandsteinformationen am Weg ins Cathedral Valley

JEEPING Wer über einen 4WD (off-road vehicle) verfügt, kann die im Abschnitt 'Sehenswertes' beschriebene, lohnende, 100 km lange Dirt-Road-Tour ins Cathedral Valley machen. Bei der Ortschaft Torrey, westlich des Capitil Reef Nationalparks, beginnt ein weiterer Jeep-Pfad, der nach Norden, vorbei am Thousand Lake Mountain, ebenfalls zum Cathedral Valley führt. Entdeckungsfreudige können von dort aus am Salomonstempel vorbei weiter bis zur 30 km entfernt gelegenen Last Chance Desert vorstoßen.
Private Veranstalter in Torrey bieten im Sommer regelmäßig Geländefahrten in den Capitol Reef Nationalpark an.
VERANSTALTUNGEN Im Amphitheater des Campingplatzes werden jeden Abend Lichtbildervorträge über die Natur oder die Geschichte des Capitol Reef Nationalparks gehalten. Am Tag begleiten Parkranger kleinere Besuchergruppen auf kurzen Wanderungen, wobei viel Wissenswertes über den Capitol Reef Nationalpark zu erfahren ist. Die Veranstaltungen finden in den Monaten Mai bis September statt.

Sehenswertes
(Zahlen siehe Karte)

Entlang der SR 24, von Westen her kommend, trifft man zunächst auf die Twin Rocks , zwei balancierende Felsblöcke. Etwas weiter östlich ragt der Chimney Rock aus dem Boden. Auf der anderen Straßenseite führt eine kurze Nebenstraße zu einem Parkplatz und ein Pfad weiter zum Goosenecks-Aussichtspunkt . Von hier aus kann der tiefe Canyon mit dem stark gewundenen Sulfur River überblickt werden. The Castle wird eine Absammlung senkrechter Sandsteinkolumnen genannt. In der Nähe des Old Fruita-Schulhauses zieren Felszeichnungen prähistorischer Bewohner eine Felswand. Ein kurzer Fußweg führt zur Hickman Natural Bridge , einer Sandsteinbrücke; ein längerer Weg führt in die enge und tiefe Schlucht des Grand Wash .
Der 'Scenic Drive ', eine 20 km lange unbefestigte Straße, führt vom Besucherzentrum aus nach Süden, entlang der Stirnseite der aus dem Boden ragenden, noch immer imposanten Sandsteinschichten der Waterpocket Fold. Von dieser Straße aus können kurze bis lange Wanderungen in die Gebirgskette, durch die engen Schluchten des Grand Wash und des Capitol Gorges , zur Cassidy Arch , einem Steinbogen, sowie zum Golden Throne unternommen werden.
Beim östlichen Eingang des Capitol Reef Nationalpark beginnt eine unbefestigte Straße, die auf der Ostseite der Gebirgskette ebenfalls nach Süden führt. Die wenig besuchte Wildnis des südlichen Teils des Capitol Reef Nationalparks eignet sich gut für ausgedehnte Wanderungen durch Schluchten und breite Täler, zu Steintürmen und zu Steinbögen wie etwa dem Brimhall Double Arch .
Rund 5 km östlich des Capitol Reef Nationalparks, an der SR 24, beginnt ein 100 km langer, nur bei Trockenheit befahrbarer Jeep-Pfad, der als große Schlaufe angelegt ist und etwa 12 km östlich des Ausgangsorts wieder in die SR 24 mündet. Wer über ein Geländefahrzeug verfügt, sollte diesen lohnenden Tagesausflug unternehmen. Gleich zu Beginn der Fahrt muß der Fremont River, der Wasser führen kann, durchquert werden. Die Bentonite Hills sind Kalkschichten, die zu eigenartigen, mehrfarbig gebänderten Hügeln verwittert sind. Der Lower South Desert Overlook und der South Desert Overlook geben den Blick frei auf ein breites, vegetationsloses Tal mit bizarren Verwitterungsformen aus Sand- und Kalkstein. Im Cathedral Valley ragen mächtige, freistehende, teilweise über 100 m hohe Monolithe, die an eine Kathedrale erinnern, aus der Ebene.

Tierbeobachtung
(Zahlen siehe Karte)

In den Obsthainen in der Umgebung des Besucherzentrums und auf dem Campingplatz weiden vom späten Nachmittag bis zum frühen Morgen Maultierhirsche.
Im westlichen Fremont River leben einige Biber, die gegen Abend ihre Bauten verlassen, um sich an der Wasseroberfläche oder am Ufer ihren Geschäften zu widmen. Vögel können am besten in der Schlucht des Fremont River beobachtet werden.

Camping

Der Haupt-Campingplatz, mit 53 Einheiten, befindet sich 2 km südlich des Besucherzentrums. Der primitive, über eine unbefestigte Straße erreichbare Cedar Mesa-Zeltplatz, mit 4 Einheiten und ohne Wasser, liegt 30 km südlich der SR 24. Beide Plätze sind ganzjährig offen. 

Hotels / Essen

Innerhalb des Capitol Reef Nationalparks gibt es keine Unterkunfts- oder Verpflegungsmöglichkeiten. Die kleinen Ortschaften Torrey westlich sowie Hanksville östlich des Capitol Reef Nationalparkes verfügen über Motels, Restaurants und Lebensmittelgeschäfte.

Anreise

Salt Lake City (Utah) liegt 360 km nördlich, Cedar City (Utah) 270 km südwestlich und Grand Junction (Colorado) 320 km nordöstlich des Capitol Reef Nationalparkes. Diese drei Städte verfügen über planmäßige Flugverbindungen und mehrere Autoverleihfirmen. Täglich verkehren von diesen Städten aus Busse zum und durch den Capitol Reef Nationalpark. Auf Verlangen halten die Fahrer an beliebiger Stelle im Park an.

Klima / Reisezeit

Das Klima ist halbwüstenhaft, mit heißen Sommertagen mit Temperaturen von oft über 35°C und kühlen Nächten sowie kalten Wintern. Frühjahr und Herbst sind mild und angenehm, mit zum Teil kalten Nächten. Die geringe Niederschlagsmenge von 18 cm pro Jahr fällt vorwiegend in den Monaten Juli bis September als Gewitterregen, was zu kurzzeitigen Überflutungen normalerweise ausgetrockneter Bachbetten (wash) und zu überraschendem, starken anschwellen kleiner Flüsse führen kann. Hauptbesucherzeit ist Juni bis September. Der Capitol Reef Nationalpark ist ganzjährig offen.

Anschrift / Info

Das Besucherzentrum befindet sich im Nordwesten des Capitol Reef Nationalparkes in der Nähe der SR 24. Eine ständige, kleine Ausstellung informiert über die Besonderheiten des Parkes und zeigt Gegenstände von Ureinwohnern und weißen Siedlern. Mehrmals am Tag werden Lichtbilder vorgeführt

Capitol Reef National Park
HC 70 Box 15
Torrey, Utah 84775
USA

Links

Capitol Reef Nationalpark Offizielle Home Page des Capitol Reef Nationalparks